Ein Bericht der TPA Group: Beschäftigungskosten in Mittel- und Osteuropa

27. Dezember 2021 | Lesedauer: 4 Min

Laut dem neuesten Bericht, der von der TPA Group und dem Personalberatungsunternehmen Kienbaum unter dem Titel: „Beschäftigungskosten als Standortfaktor“ („Personnel costs as a factor when choosing a location”) vorbereitet wurde, ist Österreich das Land mit den höchsten Arbeitskosten. Am anderen Ende des Spektrums befindet sich Albanien, das die niedrigsten Arbeitskosten aufweist.

Versetzen Sie einen Arbeitnehmer ins Ausland? Prüfen Sie die Beschäftigungskosten

Im Bericht wurde die Situation in Albanien, Österreich, Bulgarien, Kroatien, der Tschechischen Republik, Montenegro, Polen, Rumänien, Serbien, der Slowakei, Slowenien und Ungarn analysiert. Ausgangspunkt waren die in diesen Ländern gezahlten Bruttoentgelte, anhand derer die Gesamtkosten des Arbeitgebers und die Nettobeträge, die der betreffende Arbeitnehmer (am Ende des Monats) erhält, ermittelt werden konnten.

Die Experten haben sich in ihrer Studie auf vier Gruppen konzentriert: Manager, leitende Angestellte, Angestellte und Arbeiter.

Österreich liegt bei den Gesamtkosten an erster Stelle und hat damit die höchsten Beschäftigungskosten für alle Kategorien von Arbeitnehmern. Slowenien, die Tschechische Republik und die Slowakei, Österreichs direkte Nachbarn, folgen in allen Kategorien. Polen, Kroatien und Ungarn liegen in Bezug auf die Gesamtkosten in der Mitte. Montenegro, Rumänien, Serbien und Bulgarien haben niedrige Gesamtkosten (die Rangfolge variiert je nach Kategorie der Arbeitnehmer). Die Liste schließt mit Albanien, das durchweg die niedrigsten Gesamtkosten für jede Kategorie von Arbeitnehmern aufweist.

Die EU-Mitgliedschaft ist wichtig

Betrachtet man die Schlussfolgerungen des Berichts, so lässt sich der Zusammenhang zwischen der Höhe der Beschäftigungskosten und der Präsenz eines Landes in der Europäischen Union leicht erkennen. Es liegt auf der Hand, dass die Beschäftigungskosten in Nicht-EU-Ländern relativ niedrig sind. Außerdem haben die Länder, die der EU früher beigetreten sind (Slowenien, Tschechische Republik, Slowakei, Polen, Ungarn), höhere Kosten als die Länder, die später beigetreten sind (Rumänien, Bulgarien).

Die Schlussfolgerung ist einfach: Die Arbeitskosten sind in Südosteuropa niedriger. Bei der Entscheidung über die Entsendung eines Arbeitnehmers ins Ausland sollten jedoch auch andere Kriterien berücksichtigt werden, z. B. das Bildungs- und Qualifikationsniveau, arbeitsrechtliche Beschränkungen usw.

Die führenden Sektoren sind: IT und das verarbeitende Gewerbe

Es liegt in der Natur der Sache, dass die Beschäftigungskosten von Branche zu Branche variieren. Die mittel- und südosteuropäischen Länder sind beliebte Outsourcing-Ziele für den IT-Sektor und das verarbeitende Gewerbe.

Der Bericht der TPA Group und Kienbaum zeigt, dass die Kosten für die Beschäftigung von Angestellten im IT-Sektor in allen Ländern über dem Durchschnitt liegen. Im Gegensatz dazu liegen die Kosten für die Beschäftigung von Arbeitern im verarbeitenden Gewerbe unter dem Branchendurchschnitt – in Kroatien beispielsweise um bis zu 21%.

Nettoentgelte

Die Experten haben sich noch einmal die Nettoentgelte der Arbeitnehmer angesehen. Auch hier ist Österreich der unangefochtene Spitzenreiter. Es weist trotz hoher Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen die höchsten Nettoentgelte auf.

Unterschiedliche Steuersysteme (Einheitssteuer/progressiver Steuertarif; Sozialversicherung mit/ohne maximale Beitragsbemessungsgrundlage) ergeben je nach Arbeitnehmerkategorie ein anderes Bild.

Vergleicht man das Verhältnis zwischen Nettoeinnahmen und Gesamtkosten, so zeigt sich in Österreich und Slowenien, dass das Verhältnis zwischen Nettoeinkommen und Gesamtkosten bei sinkenden Entgelten zunimmt (insbesondere aufgrund des progressiven Steuersystems und der hohen maximalen Sozialbeitragsgrundlage). In Albanien, Bulgarien und Serbien ist der Trend umgekehrt (aufgrund Einheitssteuersätze und niedriger maximaler Sozialbeitragsgrundlagen). In den letztgenannten Ländern führt dies zu sozialpolitisch interessanten Konsequenzen: Personen mit hohem Einkommen verdienen nicht nur in absoluten Werten, sondern auch im Verhältnis zu den Gesamtkosten mehr.

Um dieses Phänomen zu veranschaulichen, vergleicht der Bericht Bulgarien und Österreich. In Bulgarien erhält ein Manager 85 % der gesamten Beschäftigungskosten als Nettoentgelt, während ein gering bezahlter Arbeiter nur 65% netto erhält. In Österreich ist die Situation jedoch genau umgekehrt. Das Nettoentgelt eines Managers macht nur 49 % der Gesamtkosten aus, während es bei einem Arbeiter 60 % sind. Diese widersprüchlichen Trends sind zum einen auf das unterschiedliche Steuersystem (Einheitssteuer von 10 % in Bulgarien, progressive Besteuerung mit einem Grenzsteuersatz von 55 % in Österreich) und zum anderen auf die Tatsache zurückzuführen, dass Spitzenverdiener in Bulgarien von einer niedrigen maximalen Sozialversicherungsbeitragsgrundlage von 18.000 € pro Jahr profitieren (in Österreich sind es 77.700 € pro Jahr).

Löhne und Gehälter vs. Lebenshaltungskosten

Es ist zu beachten, dass auch die Lebenshaltungskosten mit einbezogen werden müssen, um die Kosten der Beschäftigung vollständig zu ermitteln. Diese variieren mitunter stark von Land zu Land.

Das Verhältnis zwischen den gesamten Beschäftigungskosten des Arbeitgebers und den Nettoentgelten der Arbeitnehmer gibt dagegen an, wie viel der Staat anteilig an Steuern und Sozialbeiträgen einnimmt und damit unter anderem die Infrastruktur, die sozialen Sicherungssysteme und andere öffentliche Güter und Dienstleistungen finanziert.

Die Pandemie hat ihre Spuren auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen

COVID-19 hat das Phänomen des Wechsels des Beschäftigungsortes verschärft und beschleunigt. Durch die Fernarbeit spielt es keine Rolle mehr, von wo aus die Arbeitsaufgaben ausgeführt werden. Allerdings sind die Kosten der Beschäftigung in einem bestimmten Land von großer Bedeutung. Sie können das entscheidende Argument für die Versetzung oder den Umzug eines Arbeitnehmers ins Ausland sein.

Wir laden Sie ein, unsere Studie aufmerksam zu lesen, insbesondere diejenigen Unternehmer, die die Entsendung von Arbeitnehmern planen oder die Eröffnung eines neuen Standorts in Erwägung ziehen.

 


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